Das deutsche KulturGutRetter-Projekt und das sudanesische Denkmalamt, die National Corporation for Antiquities and Museums, trainierten zusammen die Rettung mobilen Kulturerbes mit Prototypen eines modularen Systems für die Konservierung und Dokumentation von Kulturgut.
In der Vergangenheit haben Krisen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Brände gezeigt, dass im Falle einer solchen Katastrophe schnell gehandelt werden muss. Auch der Klimawandel mit seinen sehr unterschiedlichen lokalen Auswirkungen bringt eine Vielzahl von Bedrohungen für das kulturelle Erbe mit sich. Um das kulturelle Erbe in allen Phasen einer Krise effektiv und nachhaltig zu schützen und zu erhalten, sind gut vorbereitete und schnell verfügbare digitale Informationen sowie gut ausgebildete und kompetente Entscheidungsträger die wesentlichen Voraussetzungen.
KulturGutRetter testen Rettungsmodule im Sudan
Aus diesem Grund führte das deutsche Projekt „KulturGutRetter (KGR) – Ein Mechanismus zur schnellen Hilfe für Kulturerbe in Krisensituationen“ einen Workshop im Nationalmuseum Khartoum und in der Welterbestätte Meroë durch, um Notfallplanung und die Rettung von mobilem Kulturerbe vorzustellen und zu trainieren. Das Team der KulturGutRetter testete gemeinsam mit sudanesischen Kolleginnen und Kollegen der National Corporation for Antiquities and Museums (NCAM) neu entwickelte Konservierungstische für die Dokumentation, Reinigung und Verpackung kleinerer Objekte, einschließlich der grundlegenden Standards und Arbeitsabläufe. Mit der Übergabe der Konservierungstische unterstützten die KulturGutRetter gleichzeitig den Aufbau einer Restaurierungswerkstatt am Nationalmuseum in Khartoum.
Konservierungstische zur Rettung von Kulturgut
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), entwickelt die modularen Notkonservierungstische im Rahmen des KulturGutRetter Projektes. Die Konservierungstische sind leicht, normiert und im Einsatz nach Bedarf universell verknüpfbar. Die Stationen lassen sich im Krisenfall schnell aufbauen und sind für alle Arten geschädigter Kulturgüter anwendbar. Digitale Fotodokumentation, Nassreinigungsstation und ein Modul für die luftdichte Verpackung von Objekten sind nur drei der Prototypen, die derzeit entwickelt werden. Im Krisenfall können die genormten Rettungsmodule durch das Technische Hilfswerkt (THW) an den Krisenort gebracht werden. Sie dienen als nachhaltig verfügbare und effektive Struktur für den Schutz von Kulturgütern weltweit.
Das wertvolle kulturelle Erbe des Sudan
Der Sudan verfügt über ein äußerst reiches und vielfältiges kulturelles Erbe, das von der Steinzeit bis zur Neuzeit reicht. Forschungen haben eine außergewöhnliche Sammlung von weit über 80.000 historischen Artefakten und eine ständig wachsende Zahl herausragender archäologischer Stätten ans Licht gebracht. Die Pyramidenfriedhöfe von Meroë gehören zu den bedeutendsten archäologischen Stätten des Sudan. Jedoch bedrohen urbanes Wachstum, industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung, Nilfluten und die fortschreitende Desertifikation das UNESCO-Weltkulturerbe. Die Bewahrung dieses einzigartigen Erbes ist eine ebenso wichtige wie anspruchsvolle Aufgabe..
Die Pyramiden von Meroë – Weltkulturerbe
Das umfassendste sudanesisch-deutsche Kooperationsprojekt im Bereich der Konservierung archäologischer Stätten ist derzeit das Meroë-Pyramiden-Projekt. Seit 2014 führen NCAM und das Deutsche Archäologische Institut (DAI) in der Welterbestätte Meroë groß angelegte Dokumentations-, Forschungs- und Konservierungsarbeiten sowie Trainingskurse zur Entwicklung eines nachhaltigen Site Managements durch.
Capacity Building im Sudan
Das DAI und das Projekt KulturGutRetter unterstützen die sudanesische Denkmalschutzbehörde NCAM bei der Bewahrung und Restaurierung der archäologischen Sammlungen und Fundstätten des Landes. Als erster wichtiger Baustein wurden am 21. August 2021 im Beisein von Dr. Graham Abdelgadir, Unterstaatssekretär im Ministerium für Kultur, Tourismus und Altertümer, und Iglal Elmalik, amtierende Generaldirektorin der sudanesischen Denkmalbehörde NCAM, die dringend benötigten Werkzeuge und Materialien für eine Restaurierungswerkstatt übergeben.
Der Workshop zur Notfallplanung mit praktischem Training reiht sich in eine Reihe aufeinander aufbauender Aktivitäten zur Unterstützung der sudanesischen Denkmalbehörde ein. Der Workshop endete am 10. Oktober 2021 mit der Übergabe der Rettungsmodule der KulturGutRetter an die neu eingerichtete Restaurierungswerkstatt im Nationalmuseum in Khartoum in Anwesenheit von Thomas Terstegen, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Sudan, und Iglal Elmalik.
Die KulturGutRetter – Ein Krisenmechanismus zum Schutz von Kulturerbe weltweit
Für das Team der KulturGutRetter war der Aufenthalt im Sudan eine wichtige Gelegenheit, die Arbeitsabläufe vor Ort zu erproben und Prozessabläufe zu trainieren. Der Krisenmechanismus KulturGutRetter (KGR) wird derzeit am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW) und Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) aus dem Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) heraus weiterentwickelt, um in Zukunft einen Mechanismus zur schnellen Hilfe für den Schutz und Erhalt von Kulturerbe in Krisensituationen weltweit zu schaffen.
Titelbild: Das Team der KulturGutRetter zusammen mit Museumspersonal in Meroe, Sudan | Foto: DAI, Pawel Wolf.