Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) ist ein wichtiger Partner bei der Entwicklung der KulturGutRetter und damit bei dem Bemühen, kulturelles Erbe in Krisensituationen zu schützen. Christoph Rogalla von Bieberstein, Koordinator des Projekts „KulturGutRetter – Ein Mechanismus zur schnellen Hilfe von Kulturgut in Krisensituationen“ am Deutschen Archäologischen Institut (DAI), hat parallel zu seiner Tätigkeit am DAI eine technische Grundausbildung beim THW absolviert und dadurch einen sehr konkreten Einblick in die Organisation des Kooperationspartners erhalten.
Im Katastrophenfall muss schnell gehandelt werden, doch Sichern, Bergen und Retten will gelernt sein. Auf dem Übungsplatz des Technischen Hilfswerks in Berlin zeigen die Anwärterinnen und Anwärter des THW, was sie in den vergangenen Monaten eingeübt haben. Ein entgleister Wagon wird knarrend wieder auf die Gleise gehoben, und am Motortrennschleifer beweisen die Prüflinge den sicheren Umgang mit dem Gerät. Hier am Ortsverband Steglitz-Zehlendorf absolviert auch Christoph Rogalla von Bieberstein, Koordinator des KulturGutRetter-Projekts, seine Prüfung für die THW-Grundausbildung, um damit vollwertiges THW-Mitglied zu werden. In den letzten Monaten hat der Restaurator für archäologisches Kulturgut unter anderem gelernt, Lasten sicher zu bewegen, Bunde, Stiche und Knoten zu binden und schweres hydraulisches Gerät zu bedienen. Die Grundlagen der Rettung und Bergung, der Ersten Hilfe, sowie Themen des Zivil- und Katastrophenschutzes waren ebenfalls Teil seiner Ausbildung. Für den Kulturschutzexperten ist die Expertise des Technischen Hilfswerks ein zentraler Baustein für die Entwicklung eines international vernetzten Mechanismus zur Rettung und zum Schutz akut bedrohten Kulturguts.
Kompetenzen für den Schutz von Kulturerbe in der Krise
Eine Reihe von Krisensituation in der Vergangenheit, wie die Explosion im Hafen von Beirut, der Brand des Nationalmuseums in Rio de Janeiro oder auch der Einsturz des Stadtarchivs in Köln, haben gezeigt, dass spezialisierte Kräfte für den Schutz von Kulturerbe in Krisen und Notlagen eine existentielle Notwendigkeit darstellen.
Die KulturGutRetter möchten die vorhandene Kompetenzen der Not- und Katastrophenhilfe in Deutschland in einem Team von Expertinnen und Experten zusammenfassen, die im Krisenfall schnelle internationale Unterstützung bei der Sicherung, dem Erhalt und gegebenenfalls der Bergung von Objekten und Bauwerken leisten können. Derzeit wird dazu ein Mechanismus am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk und dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) entwickelt. Die Partner können dabei auf das Kompetenznetzwerk des Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) und die positiven Erfahrungen aus dem Verbundprojekt „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ zurückgreifen. Unterstützt wird die Initiative durch das Auswärtige Amt und den Deutschen Bundestag.
Die breitgefächerten Kompetenzen des Technischen Hilfswerks im Katastrophenschutz, verbunden mit der Expertise der KGR-Fachleute in Kulturschutz, Konservierung und Dokumentation sind für den Koordinator des KulturGutRetter-Projekts das Fundament für die Entwicklung eines schnellen und effizienten Rettungsmechanismus im Hinblick auf gefährdete Kulturgüter. Christoph Rogalla von Bieberstein freut sich deshalb mit dem THW einen starken Kooperationspartner gewonnen zu haben:
„Das THW mit seinen technischen und operativen Fähigkeiten hat sich in sieben Jahrzehnten bewährt. Die vielfältigen Fachkompetenzen und der großartige Teamgeist der Ehrenamtlichen sind in Deutschland und darüber hinaus einzigartig. Wer, wenn nicht das THW, könnte im Einsatzfall der ideale Partner für die KulturGutRetter sein?“
Die THW Grundausbildung
Bei der THW-Grundausbildung hatte Christoph Rogalla von Bieberstein Gelegenheit, sich mit der Arbeitsweise des Kooperationspartners vertraut zu machen. Die Einblicke haben ihn beeindruckt: „Die Ernsthaftigkeit der Ausbildung und das konstant hohe Engagement der ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder, die bei Wind und Wetter Dienst leisten sowie in jeder Situation die Ruhe bewahren und professionell handeln, finde ich beachtlich. Durch die THW-Grundausbildung habe ich nicht nur Sicherheit im Umgang mit technischem Gerät und die Handlungssicherheit in Einsatzsituationen gelernt, sondern die Handlungsmöglichkeiten stärken auch das Selbstvertrauen der Helferinnen und Helfer in der Grundausbildung.“
Das Technische Hilfswerk
Seit rund 70 Jahren ist das THW täglich im Einsatz, um technische Hilfe zu leisten. Zu den Aufgaben des THW gehört die Bergung und Rettung, die Etablierung und Notinstandsetzung von Infrastruktur sowie die Logistik der Einsatzstellen und die Führungsunterstützung. Auf Basis eines externen Hilferersuchens ist das Technische Hilfswerk im Auftrag der Bundesregierung seit seiner Gründung in 144 Ländern im Einsatz gewesen, um humanitäre Hilfe zu leisten. Dafür engagieren sich bundesweit rund 80.000 Ehrenamtliche in 668 THW-Ortsverbänden (Quelle: Jahresbericht 2020). Auch Christoph Rogalla von Bieberstein gehört nach absolvierter Grundausbildung nun dazu.
________________
Titelbild: Der Ortsverband Steglitz-Zehlendorf verfügt bereits über große Erfahrung im Bereich der KuturGutRettung durch diverse Hilfeleistungen für die staatlichen Museen in Berlin Dahlem | Foto: Technisches Hilfswerk, THW.