Experten des Projekts „KulturGutRetter“ reisten zusammen mit dem Technischen Hilfswerk nach Beirut. Im Interview mit Deutschlandfunk spricht Prof. Dr. Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts, über den Einsatz der KulturGutRetter. Das Projekt wird gegenwärtig im Rahmen des Archaeological Heritage Network entwickelt.
Am 4. August erschütterte eine gewaltige Explosion Beirut, die Hauptstadt des Libanon, von der geschätzte 300.000 Menschen betroffen sind. Tote, eine große Zahl von Verletzten, die Zerstörung von Tausenden von Wohnungen und der traumatische Verlust von persönlichem Besitz waren die Folge. Die Explosion zerstörte mehrere Stadtviertel, in denen besonders viele, besonders charakteristische und beeindruckend schöne Altbauten erhalten waren.
Schnell organisierte das Deutsche Archäologische Institut Unterstützung für die sehr engagiert handelnden libanesischen NGOs und die staatliche Antikenverwaltung. Bereits am Tag nach der Explosion reiste ein Mitarbeiter des DAI im Rahmen des Projekts „KulturGutRetter“ zusammen mit dem Technischen Hilfswerk nach Beirut. In der darauffolgenden Woche unterstützte der auf historische Bauwerke spezialisierte Statiker Axel Seemann, Mitglied des Baudenkmalausschusses des DAI, und Henning Burwitz, langjähriger Mitarbeiter im Baalbek-Projekt des DAI sowie ausgebildeter Bauhistoriker, die um den Erhalt historischer Gebäude kämpfende libanesische Initiative „Beirut Built Heritage Rescue (BBHR)“ durch Mitarbeit vor Ort und Beratung besonders schwieriger Fälle.
Notfallkonzept – Rettung für akut bedrohte Kulturgüter | Interview mit DAI-Präsidentin Prof. Dr. Dr. Friederike Fless in Deutschlandfunk, Sendung Kultur heute 19.9.2020
Inzwischen stellte das DAI auch eine Finanzierung für mehrere spezialisierte Architekten der Initiative BBHR2020 bereit, um die schnell notwendige Organisation von Winterschutz für zerstörte Häuser, denkmalgerechte Behördenanträge und den Beginn von Restaurierungsarbeiten sowie die Arbeit der Antikenverwaltung zu unterstützen. Die KulturGutRetter – Notfallkonzept für akut bedrohte Kulturgüter| Interview mit DAI-Präsidentin Prof. Dr. Dr. Friederike Fless in Deutschlfunk Kultur, Sendung Fazit 19.9.2020.
Das Deutsche Archäologische Institut ist seit 1997 regelmäßig im Libanon archäologisch tätig und erforscht vor allem die beeindruckend gut erhaltenen archäologischen Reste in Baalbek. Die Forschungsarbeiten gehen immer mit der Entwicklung von Methoden zum Erhalt von archäologischem und historischem Kulturgut einher. Diese Erfahrung vor Ort und die gemeinsamen durchgeführten bisherigen Konservierungs- und Ausbildungsprojekte erlauben nun, auch im Fall der Altbauten von Beirut unmittelbar und persönlich zu helfen.
Quelle
Titelbild: Evaluation der Schäden durch auf Denkmalschutz spezialisierte libanesische und deutsche Architekten und Statiker | Foto: Henning Burwitz, DAI.