Vom 17. bis 20. Oktober 2024 fand in Venedig eine EU MODEX statt, die dank der Konsortialpartner von PROCULTHER-NET2 und der Mobilisierung der Cultural Heritage Response Unit (CHRU) zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein eigenes Team zum Schutz des kulturellen Erbes umfasste.
Die CHRU führt eine Schadenserfassung durch | Foto: DAI, Tobias Busen
Zur Vorbereitung auf künftige Einsätze nahm ein siebenköpfiges Kernteam der Cultural Heritage Response Unit (CHRU) Auslandeinheit an einer viertägigen ModEx-Übung (Module Exercise) in Italien teil: Module Exercises sind EU-finanzierte internationale Übungen mit fiktiven, aber realitätsnahen Katastrophenszenarien, bei denen Teams des EU-Katastrophenschutzmechanismus (UCPM) ihre Zusammenarbeit und die fachliche Umsetzung trainieren. Im Rahmen des EU-geförderten Projekts ProCultHer-NET2 wurde die CHRU eingeladen, zusammen mit Katastrophenschutzeinheiten aus Österreich, Zypern, Deutschland, Italien, Polen, Rumänien, Spanien, Tschechien und der EU den Ernstfall zu üben.
Evakuierte Kulturgüter wurden gesichert und gelagert | Foto: DAI, Tobias Busen
Im simulierten Unwetterszenario bewahrte die CHRU, bestehend aus Einsatzkräften der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und Freiwilligen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), in der Lagune von Venedig an unterschiedlichen Einsatzorten im historischen Stadtzentrum Kulturgüter vor weiteren Schäden. Das Team bestand aus Katastrophenrisikomanagern, Restauratoren, Dokumentations- und Bewertungsexperten für unbewegliches und bewegliches Kulturerbe.
Zu ihren Aufgaben gehörten die Erkundung betroffener Gebäude wie dem Celestia Stadtarchiv, der Kirche San Lorenzo aus dem sechzehnten Jahrhundert und der Fassade der Kirche San Stae, die Schadensbewertung und -dokumentation sowie das Bergen und Evakuierung von Kulturgut. Dabei kooperierte die Einheit eng mit dem Europäischen Koordinierungsteam (EUCPT) und dem italienischen Katastrophenschutz. Die CHRU nutzte spezielle Ausrüstung, einschließlich eines eigens entwickelten digitalen Tools.
Dokumentation von architektonischen Trümmern vor der Kirche San Stae | Foto: DAI, Tobias Busen
Während der Übung konnte die CHRU zahlreiche Kulturgüter evakuieren und sichern, darunter Gemälde, Bücher, Skulpturen und Relikte. Jedem CHRU-Einsatz gingen Strukturinspektionen voraus, die gemeinsam mit dem italienischen Feuerwehr- und Rettungsdienst durch dessen Team für kurzfristige Gegenmaßnahmen (STC) durchgeführt wurden, um die Nutzbarkeit der Standorte zu bewerten und die erforderlichen Maßnahmen zur Gewährleistung ihrer Sicherheit zu ermitteln. Dies ermöglichte eine Bewertung der Koordinierungs- und Interoperabilitätskapazitäten zwischen den Modulen, was ein weiteres Ziel von EU MODEX ist. Die betroffenen Institutionen wurden dabei jederzeit engmaschig eingebunden.
Nach Abschluss der Arbeiten bereitete das Team die gesammelten Daten (u.a. Vermessungsdaten, Schadensdokumentationen, Arbeitsberichte) auf und sprach Empfehlungen zur weiteren Notversorgung der Kulturgüter aus. Zum Abschluss der ModEx wurde die CHRU im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung zusammen mit anderen Einheiten, aus dem Bereich Bergung und medizinischer Notversorgung, für ihre Arbeit und das freiwillige Engagement geehrt.
CHRU Teammitglieder mit Mitglieder des CHRU-Teams mit Kollegen des italienischen Zivilschutzes und des PROCULTHER-NET2 | Foto: DAI, Tobias Busen